Geschichte

Die ersten Spuren einer slawischen Besiedlung in dieser Gegend sind schon im 7. und 8. Jahrhundert belegt, wovon archäologische Funde in Obora u Luhačovic zeugen. Während der Jahrhunderte war die Gegend jedoch nicht dauernd besiedelt. Es war ein Grenzgebiet, geplagt von vielen feindlichen Einfällen, welche auch in den kommenden Jahrhunderten das Bauen von Dörfern und Siedlungen erschwerten. Die erste schriftliche Erwähnung von Luhačovice stammt aus dem Jahre 1412. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Luhačovice erst damals besiedelt werden sollte. Die älteste mit diesem Gebiet zusammenhängende historische Erwähnung bezieht sich auf Prakšice und Biskupice und stammt aus dem Jahre 1140. Die obigen Bemerkungen über das Gebiet von Luhačovice sind ein Beleg für die allmähliche Besiedlung, welche aus dem Flachland in die gebirgigeren Gebiete gerichtet war. Es hat sich eine Struktur von Dörfern und Katastern gebildet, die ohne größere Veränderungen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten blieb. Die hiesigen Dörfer haben unter den feindlichen Einfällen sehr gelitten. Darüber hinaus hat dieses Herrschaftsgut Mitte des 15. Jahrhunderts der ungarische Magnat Pankratz vom St. Nikolaus besessen, der als verhängnisvolle Führer einer das ganze Gebiet verwüstenden Räuberbande berühmt war. Nahrungsquelle in dem hügeligen Gebiet von Luhačovice waren Viehzucht und Obstbau, was auch das Siegel – ein weitausladender Baum mit Äpfeln, rechts ein Sech und links ein Pflugeisen bezeugt.

Im Jahre 1590 gehörte Luhačovice dem Adelsgeschlecht Bartodějský aus Bartoděje. Nach der Schlacht auf dem Weißen Berg wurde die Stadt beschlagnahmt und sie wurde von Maxmilian von Liechtenstein eingenommen. Dieser hat sie 1629 an Gabriel Serenyi verkauft, wobei sie im Besitz dessen Familie bis 1945 geblieben ist. Dieses Adelsgeschlecht hat in der weiteren Entwicklung der Stadt eine außergewöhnliche Rolle gespielt. Die Familie Serenyi war sich der Bedeutung des Heilwassers und dessen unternehmerischen Verwertbarkeit bewusst. Graf Ondřej Serenyi ließ am nördlichen Fuß des Berges Malá Kamenná eine Quelle aufbereiten, die mit einem lauten Murmeln bis zur Oberfläche durchdrang und Murmelnde Quelle genannt wurde. Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie umbenannt und mit einem vom Vornamen eines männlichen Mitglieds der Adelsfamilie abgeleiteten Namen bezeichnet. In diesem Fall ging es um Amand Serenyi, und deshalb bekam sie die Bezeichnung Amandka.

Um das Jahr 1860 wurde eine weitere Quelle aufbereitet. Ursprünglich hieß sie Hlavní, später wurde sie nach dem Grafen Vinzent Serenyi in Vincentka umbenannt. Berichte über die Heilkraft des Wassers aus Luhačovice haben sich in die Umgebung ausgebreitet, und an den Quellen sind allmählich die ersten Gäste erschienen. Für einen mehrtägigen Aufenthalt, welcher Voraussetzung für einen Heilungseffekt war, gab es keine Unterkunft, es mangelte an Verpflegungsmöglichkeiten sowie an Heilanstalten. Das Interesse für die hiesigen Quellen nahm allmählich zu, und der damalige Besitzer des Herrenguts in Luhačovice ließ im Jahre 1789 in der Nähe der Quellen eine Gaststätte mit einigen Gästezimmern als Unterkunftsmöglichkeit bauen. Den Aufschwung des Badeorts haben Berichte über erfolgreiche Heilungsaufenthalte sowie zahlreiche medizinische Arbeiten unterstützt, welche die wohltuende Heilkraft des „Wassers aus Luhačovice “ hoch bewertet haben. Fachbezogene Gutachten mit positiver Beurteilung waren die Ursache einer gesteigerten Ausfuhr dieses Mineralwassers sowie der Grund für die wachsende Patientenzahl.

Ende des 18. Jahrhunderts nahmen die Bauarbeiten in der Umgebung der Quellen beträchtlich zu. Es wurden Häuser Zámeček, Vincencův dům, Stolařský dům, Venkovský dům und noch weitere mit Gästezimmern errichtet. Im Jahre 1795 wurde die St.-Elisabeth-Kapelle gebaut, an deren Fassade das Wappen der Grafenfamilie Serenyi dargestellt wurde. Das Glockengeläute in ihrem kleinen Turm hat den Anfang und das Ende des Heiltages gemeldet. Die Kapelle steht bis heute und ist der älteste Bau des Kurortzentrums. In der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der Kurort 10 benannte Häuser mit 83 Zimmern, zwei Küchengebäude und zwei Plätze – den Hauptplatz und den Josefsplatz – Hlavní und Josefské náměstí. Im Jahre 1895 verzeichnete der Badeort die bis zu diesem Zeitpunkt höchste Gästezahl – bis 1 700. Gerade in diesem Jahr zeigten sich jedoch die bisher verborgenen Widersprüche. Die Badegäste haben sich über die verfallende Innenausstattung der Badegebäude und Heilräume beschwert. Sie haben mehr Komfort gefordert, weil in manchen Gebäuden sogar die Grundausstattung gefehlt hatte. Ende des 19. Jahrhunderts war der Kurort Luhačovice von Stagnation und drohendem Verfall betroffen. Die Umwandlung des Badeortes auf eine Aktiengesellschaft im Jahre 1902 wurde zu einem bedeutenden Markstein für Luhačovice. Es wurde die Eisenbahnstrecke Újezdec u Luhačovic – Luhačovice gebaut, welche für die Stadt unerläßlich wurde; nach Luhačovice fuhren nun Direktzüge aus Praha, Brno und Olomouc (1905). Anfang des Jahres 1902 fand die Gründungsversammlung der Aktiengesellschaft statt, zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates wurde Graf Otto Serenyi gewählt, zum Direktor des Kurorts und Anreger der Entstehung der Aktiengesellschaft wurden MUDr. František Veselý und dessen Verwalter der Slowake Cyril Holuby. Alle haben sich für dessen bestmögliche Entwicklung, Ausstattung und hohen Heilungsstandard eingesetzt.

Sie haben den Heilquellen ihre außerordentliche Pflege gewidmet und waren sich der Bedeutung des reichen kulturellen Gesellschaftslebens von hoher Qualität in diesem Gebiet bewusst. Gemeinsam mit ihnen hat den Traum von einem modernen und komfortablen Badeort der Architekt Dušan Jurkovič realisiert. Sein Werk ist das Ergebnis der Bemühung, das Milieu, in welchem er lebte, zu verstehen, dessen Werte zu erkennen und zu schützen und die Leute, für die er tätig war, zu verstehen. Sein Gefühl für das Milieu und das Verstehen des Ortes kann man bis heute bei der Besichtigung des Jurkovič-Hauses (früher Jan-Haus) auf dem Lázeňské náměstí (Kurortplatz), des nicht weit gelegenen und heute wunderschön rekonstruierten Häuschens Chaloupka, oder in dem reizvollen Bad Sluneční lázně, in dem Gebäude Jestřabí und in der Wasserheilanstalt Vodoléčebný ústav bewundern. Alle diese Bauten stellen ein Dokument über die Größe der Kunst von Dušan Jurkovič dar, doch sie unterstreichen zugleich auch die außergewöhnliche Umgebung, welche den Schöpfer inspiriert hat. Die finanziellen Möglichkeiten der Aktiengesellschaft haben jedoch für den Bau einer würdigen Kulturstätte nicht gereicht. Diese Aufgabe hat die Genossenschaft für den Bau des Kurtheaters übernommen. Zum Initiator und begeisterten Organisator der ganzen Aktion wurde der ausgezeichnete Badearzt Dr. Zikmund Janke. Der Betrieb des Theaters begann im Jahre 1908, doch mit großen Schwierigkeiten und Schulden. Trotzdem war der Bau des Theaters ein großer Beitrag zum kulturellen Leben des Badeortes.

Nach der Kriegsstagnation stellte die Entstehung der Tschechoslowakei einen neuen Anfang von neuer Entwicklung der Stadt Luhačovice dar. Im Jahre 1922 wurde in der Nähe des Bahnhofs der Bau des Gemeindeamts und der Bürgerschule abgeschlossen. Am Aufbau von Luhačovice beteiligten sich bekannte Architekten, die der Stadt einen eigenartigen Reiz und nicht wiederholbares Antlitz eingeprägt haben. Arch. Bohuslav Fuchs beteiligte sich am Bau des Weißen Stadtviertels (Bílá čtvrť), Arch. J. L. Holzl projektierte das Hotel Arco (heute das Kurhaus Morava), die Brüder Kuba haben sich mit ihrem Projekt am Bau der im Jahre 1930 beendeten Turnhalle des Sokolvereins beteiligt, u.a. Im Jahre 1928 wurde die Talsperre oberhalb der Gemeinde Luhačovice fertiggestellt und eingelassen. Im Jahre 1931 wurde die Gemeinde elektrifiziert. Das Aussehen des Kurareals ändert sich radikal im Jahre 1934 durch den Bau des Gesellschaftshauses nach dem Entwurf des Architekten J. Roit. Trotz der großen Bauentwicklung, die mit einer vergrößerten Einwohnerzahl und auch einer fortschreitenden Modernisierung der Ortschaft einherging, dauerte es fast 6 Jahre ab der Einlangung des Gesuches bei der Regierung, bis Luhačovice zur Stadt ernannt wurde. Dies geschah am 3. Juli 1936. Ab der Einreichung des Gesuches um Ernennung zur Stadt hatte sich die Gemeinde Luhačovice bemüht, dass Luhačovice auch mit ihrem Aussehen ein städtisches Gepräge annehme. Es wurde eine neue Dominante des Stadtzentrums – das Sparkassengebäude erbaut, das am 15. August 1937 feierlich eröffnet wurde, das heutzutage Gebäude des Stadtamts ist. In den 30-er Jahren hatte Luhačovice polizeiliche Kompetenzen, sie war auch eine Stadt kleiner Gewerbetreibender, deren Gewerbe sich ganz dem Kur- und Saisoncharakter der Ortschaft unterzogen, sie hatte eine Bürger- und Mittelschule sowie einen Kindergarten.

Nach dem Jahre 1930 wurde zum Hauptort der kulturellen Veranstaltungen der Saal der neuen Turnhalle des Sokolvereins und seit dem Jahre 1935 vor allem das Gesellschaftshaus (Společenský dům) im Areal des Kurorts, das auch außerhalb der Kursaison viel genutzt wurde. In dieses sich entwickelnde Gesellschafts- und Kulturleben griffen der II. Weltkrieg und die Besetzung ein. Luhačovice wurde am 16. März 1939 besetzt. Im Mai 1941 wurden die Juden aus der Stadt nach Terezín transportiert, die meisten sind nie zurückgekehrt. Das gleiche Schicksal hat auch die Zigeuner aus Luhačovice getroffen. Pensionen, Villen und Hotels nutzte man zur Unterkunft der deutschen Jugend, einschließlich des Schulgebäudes. Mit der Befreiung begann für das Bad Luhačovice eine neue Etappe der Entwicklung. Die Leitung des Bades erwirkte eine Projektdokumentation und begann eine großzügige Lösung des Platzes. Die große Kolonnade mit ihrem effektvollen Bogengrundriß entlang des Fußes von Velká Kamenná ist mit einer Verglasung aufgelockert, welche einen Ausblick ins Grüne ermöglicht. Die mächtige Masse der Halle Vincentka ist durch die horizontale Linie der Kleinen Kolonnade und Poliklinik gemmildert. Das Bad von Luhačovice hat somit nicht nur die notwendigen Funktionsräume, sondern auch bedeutende Panoramadominanten, welche gemeinsam mit dem Jurkovič-Haus ein charakteristisches Gepräge der Ortschaft darstellen. Zum Bädermilieu gehören unteilbar auch gestaltete und geschmückte Parks, Statuen und Springbrunnen.

Den bekanntesten Springbrunnen in Luhačovice hat Jan Kavan geschaffen, dieser wurde von der Weltausstellung EXPO 58 in Brüssel hertransportiert, deswegen wird er Brüsseler Springbrunnen genannt. Auf dem Bäderplatz befindet sich der Kreisspringbrunnen. Der neueste Springbrunnen in Luhačovice ist Bestandteil der im Jahre 2000 auf dem 28.-Oktober-Platz erbauten Dominante des Kreisverkehrs. Die Mineralquellen sind das wertvollste des Kurorts und durch nichts zu ersetzen. Seit alters her wurde ihnen viel Aufmerksamkeit gewidmet, und die Fürsorge um die Mineralquellen wurde nie unterbrochen. Auf Grund hydrogeologischer Untersuchungen wurde bestätigt, dass es weitere relativ ausgiebige Quellen von Heilwasser gibt. Die falsche Annahme, dass sich die Kapazitäten einzelner Quellen gegenseitig negativ beeinflussen, wurde widerlegt. Im Jahre 2000 wurde die neueste St.-Josef-Quelle von Luhačovice an der unlängst errichteten St.-Familie-Kirche feierlich eingeweiht. Die Geschichte der Stadt Luhačovice ist mit dem Aufbau in der Ortschaft, mit der Natur und dem Bäderwesen eng verbunden. Auch das kulturelle Leben ist mit den typischen Bauten – vor allem mit dem Kurtheater, Gesellschaftshaus, dem städtischen Haus, städtischen Kulturzentrum Elektra eng verbunden. Im Vordergrund des kulturellen Lebens stand immer die Musik, die für einen Bestandteil des Heilprozesses gehalten wird, weil sie den psychischen Zustand des Patienten positiv beeinflusst. Die Konzerte auf der Kolonnade sind immer noch ein unteilbarer Bestandteil der Nachmittage in Luhačovice. Viele Künstler waren in Luhačovice zur Kur und sind zu den Fans des Ortes geworden. Zu ihnen gehörte Leoš Janáček, der Luhačovice fünfundzwanzig mal besuchte, er liebte die Stadt, sie wurde für ihn zu einem Platz der medizinischen Behandlung, der Entspannung, Komponistentätigkeit sowie der Schicksalsinspiration. In Luhačovice entstand der größte Teil von Glagolská mše und Grundrisse zur Oper Das schlaue Füchslein. Die Gegend jenseits des Waldes um Luhačovice wurde für ihn auch zu einem dankbaren Gebiet gut geeignet zum Volksliedersammeln.

Vl. Vokurka charakterisiert in seinem Buch Janáček a Luhačovice (Janáček und Luhačovice) seine enge Beziehung zu dem Bad mit folgenden Worten: „Janáčeks Beziehung zu Luhačovice war intim, aufrichtig und dauernd. Er ist alljährlich in sein Bad zurückgekehrt, um sich durch das launige, vielseitige und sorgenfreie Leben hinreißen zu lassen, wo seine unersättliche Sinneswahrnehmung Befriedigung, Ruhe und zugleich eine ganze Reihe von schöpferischen Ideen und Inspirationen fand.“ Zu seinen Ehren wird alljährlich das Musikfestival Janáček und Luhačovice veranstaltet. Ins Bad kamen gerne auch weitere Komponisten, Dirigenten und Sänger, zum Beispiel Otakar Ostrčil, Josef Suk, Dr. Janko Blaho, Libuše Domanínská , Sylvie Kodetová. Die angenehme Naturumgebung und die einmalige Atmosphäre sind zur Inspiration von vielen Photographen und Malern geworden. Einige von ihnen haben sich in Luhačovice für immer niedergelassen, wie Otto Otmar, der Impressionist František Pečinka und der Grafiker Jiří Pacák. Luhačovice ist mit dem Schaffen von Antonín Slavíček, Joža Úprka, Zdeňka Vorlová und von vielen anderen ungeteilt verbunden. Es ist wohl nicht möglich, all diejenigen zu nennen, die Luhačovice lieben und welche sich hier aufhalten oder aufgehalten haben. Über die Naturschönheiten des Bades von Luhačovice, die große Heilkraft der Mineralquellen, über die köstliche durch duftende Essenzen gesättigte Luft der umliegenden Wälder sprachen während dessen Existenz viele einfache Leute sowie Persönlichkeiten mit berühmten Namen. Bis heute gibt es in Luhačovice genug Sachen, die man bewundern, entdecken, beobachten und annehmen kann. Sie sprechen immer noch an, verzaubern und locken zu Besuchen.